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Lerne alles über Faszien, deren Funktion und das effektive Faszien Training zur Lösung von Verklebungen.

Entdecke die richtige Anwendung der Faszienrolle für mehr Beweglichkeit und weniger Schmerz.

Faszien: Grundlagen

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir um die federelastischen Fähigkeiten der Faszien, ihrer Funktion im Flüssigkeitstransfer, ihrer globalen Verschaltung in myofaszialen Leitungsbahnen und ihrer Fähigkeit, sich an Belastungsmuster anzupassen.

Welche Rolle unsere Faszien jedoch in den Bereichen Schmerzempfinden und Selbstwahrnehmung spielen, haben Forschungsgruppen aus Heidelberg, Vermont und Amsterdam untersucht.

Bisher dachte man, dass Nerven, die in flächiges Bindegewebe inserieren, diese Gewebeschicht nur passieren und anschließend ihr Zielorgan erreichen. Heute weiß man jedoch, dass viele dieser Nerven dort enden und innerhalb der Faszie sensible Nervenendigungen platzieren.

Die reichhaltige Anordnung dieser Rezeptoren dient primär der Selbstwahrnehmung, der sogenannten Propriozeption. Im Fokus der Forschungsarbeit standen vor allem unsere Schmerzempfindungen.

Faszien und Kochsalzlösung

Für die Durchführung der Studie wurde an spezifischen Positionen Kochsalzlösung innerhalb der Faszien platziert, wodurch markante Schmerzbilder entstanden. In der lumbalen Faszie wurden so beispielsweise die typischen LWS-Schmerzen ausgelöst. In weiteren Versuchen wurden Muskelentzündungen ausgelöst und die Schmerzentwicklung beobachtet.

Noch lange nach Abklingen der regionalen Entzündung empfanden die Probanden Muskelschmerzen. Aus diesen Beobachtungen konnten erstaunliche Schlüsse gezogen werden. Darunter der Fakt, dass Schmerzwahrnehmungen im unteren Rücken oder bei Muskelkater im Fasziengewebe entstehen. Auch Stress oder andere Nervenimpulse verändern die Spannungen, also den Tonus in Faszien, und daraus können wiederum reflektierte Schmerzbilder oder Fehlhaltungen resultieren.

Faszien: Chronische Beschwerden – Was tun?

Bei chronischen Beschwerden beginnt die Arbeit des Therapeuten. Ihm gelingt es mit Hilfe gezielter Techniken, spezielle Rezeptoren des Körpers zu stimulieren und darüber die „fehlerhafte“ Schmerzempfindung zu beeinflussen. Hierdurch wird deutlich, dass das Fasziengewebe als ein sensorisches Organ funktioniert und die Aufmerksamkeit der Wissenschaft verdient.

Begleitend dazu sind ausgeglichener Sport und angemessenes Faszientraining sinnvoll. Passend zu dieser Thematik klären wir noch 5 spannende Fragen zum Thema Faszien:

  1. Wie viele Faszien gibt es?
    Es gibt nur eine Faszie. In der medizinischen Sezierung von Geweben lassen sich Faszien nicht eindeutig abgrenzen. Sie sind allumspannend und haben fließende Übergänge ohne klaren Ursprung und Ansatz. Korrekt unterscheidet man demnach nur „regionale Aufmerksamkeiten“ innerhalb der Gesamtstruktur.
  2. Wo liegen die Grenzen der Faszienrolle?
    Faszienrollen üben komprimierende Reize aus und erzeugen eine Umspülung der Zilien der Fibroblasten. Mangels Verschiebung der Gewebe zueinander lösen sie keine Crosslinks, also Verklebungen. Auch der elastische Rebound und die Propriozeption haben keine Effekte.
  3. Wie viel Faszientraining ist sinnvoll?
    Auch Faszien benötigen angemessene Pausen zur Adaption. Um Verklebungen der Faszien vorzubeugen, genügt es 1- bis 2-mal pro Woche, die Faszien vollständig „auszubreiten“. Zur Steigerung des elastischen Rebounds ist es sinnvoll, 2-3x pro Woche rund 5 Minuten elastische Sprünge durchzuführen. Auch der Einsatz der Faszienrolle ist mit 2 Anwendungen pro Woche (je 1x90 Sekunden pro Muskel) ausreichend.
  4. Welche Fehler sollte man vermeiden?
    Die notwendige Geschwindigkeit zur Steigerung der Elastizität sind nur wenige Millimeter pro Atemzug und dies ist praktisch nicht realisierbar. Häufig ist das Tempo beim Rollen zu hoch. Auch wird die Anwendung nicht auf das erwünschte Ziel abgestimmt. Weiterhin wird die Rolle anfangs zu häufig eingesetzt bei nachlassender Regelmäßigkeit. Bedenkt man, dass erste nachweisbare Adaptionen des Bindegewebes nach 3 bis 4 Monaten darstellbar sind. Voraussetzung ist also in jedem Fall eine regelmäßige Anwendung.

Faszienrolle: Spezifikationen und Einsatzmöglichkeiten

  • Rolle langsam – Elastineinlagerung wird angeregt – Faszie wird weicher und elastischer
  • Rolle zügig – Kollageneinlagerung wird angeregt – Faszie wird fester und derber
  • Rolle vor dem Sport – myofasziale Struktur wird nachgiebig und schmerzunempfindlicher
  • Rolle nach dem Training – Lymphtransfer wird angeregt und somit die Regeneration forciert
  • Federnd in weiten, offenen Gelenkwinkeln – „Wikingertypen“ können dadurch in großen Gelenkwinkeln weicher werden
  • Kontraktil federnd in Endkontraktion des Muskels oder mittleren Gelenkwinkeln – „Cleopatratypen“ können damit festeres Fasziengewebe erzeugen
  • Hohe Intensitäten, also 60-80% der max. Kraft, sind primär in den kraftaufnehmenden Bindegeweben wie Sehnen, Bändern und oberflächlichen Faszien wirksam
  • Leichte Intensitäten, bei 30% der max. Kraft, sind dagegen innerhalb des Muskels in der quer und diagonal verlaufenden Faszienmatrix wirksam
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